Work matters: Mehr Punk - Weniger Hölle ! (Arbeit & Utopie)

Eventinfos
Dauer: 
Mittwoch, 30. März 2016 - 18:15 bis 19:45
Organisiert von: 
Institut für Interkulturelle Kommunikation, Kompetenz und Sport

Eine Ringvorlesungs-Session mit Thomas Schneider ( NANK Wien) in der Reihe Konkrete Utopien die Suche nach dem besseren Leben .


Beim Bestreben nach mehr Freiheit, Nachhaltigkeit und Authenzität in der Welt geht es vielleicht nicht darum sein Glück zu finden sondern seine Bestimmung. Kapitalismus als derzeit dominante Weise der Herstellung der Lebensbedingungen ist keine Veranstaltung außerhalb von uns, sondern wir stellen die ökonomischen, ökologischen und sozialen Formen, die den Kapitalismus ausmachen täglich her. NANK sieht dabei Arbeit als wesentlichen Triebwerksraum der Gesellschaft und als zentrales Handlungsfeld des Einzelnen im Begehren nach Freiraum für den ureigensten Kern. Wir konstatieren: Es braucht wieder mehr Schürfrechte am Leben! Arbeit kann erschöpfen und aussaugen, aber sie kann auch das Gegenteil sein - etwas, das Kraft gibt, das uns hinein ins Leben zieht. Ein Lebenselixier.
Konkrete Utopien:

  1. «NEW FACTORIES» Produzieren in der Stadt. Ein Open Source Zukunftsschuh geht zusammen mit einer mobilen Schuhfabrik auf die Walz .
  2. «NANK SETTLEMENT» Quartiershaus Hauptbahnhof / Aquaponik -Fablab-Neues Wohnen und Arbeiten

Das angebrochene 21. Jahrhundert scheint so eher utopie-verdrossen und kaum noch in der Lage zu sein, mehr als nur eine desillusionierte und ironische Beziehung Utopien gegenüber zu entwickeln. Wir erleben aktuell eine Politik, die den gesellschaftlichen Status quo pragmatisch verwaltet oder versucht, den aktuellen politischen und ökonomischen Krisenherden ihre dystopische Kraft zu nehmen. Wir werden gegenwärtig aber auch Zeuge einer Renaissance dessen, was Ernst Bloch konkrete Utopien genannt hat. Es gibt viele konkrete Versuche und Initiativen von Menschen, die das Hier und Jetzt mit den großen Themen der Menschheit gerade im 21. Jahrhundert - Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit - zu verbinden versuchen und hierbei die ökonomischen, ökologischen, politischen und sozialen Dimension des eigenen Tuns im Auge haben. Dabei geht es nicht allein darum, das Große und Ganze zu entwerfen, sondern die kleinen Utopien zu leben. Dazu braucht es keine Banner und ideologische Formeln, die das Utopische vorantragen, sonder Kreativität, visionären Geist und Lust, Mut und Eigensinn, das Un-Mögliche zu wagen.

Utopien verweisen auf den noch nicht betretenen Ort ... (Utopia griechisch (!): Nicht-Örtlichkeit). Sie stehen in Spannung zum persönlichen wie gesellschaftlichen Alltag, der pragmatischen Unmittelbarkeit des Hier und Jetzt und künden als positive Utopien vom besseren und guten Leben oder als negative Utopien (Dystopien) vom (noch) schlechteren Leben oder dessen Bedrohung und apokalyptischer Auslöschung. Die Menschheitsgeschichte liest sich als eine Abfolge von utopischen Entwürfen, religiösen Erlosungs- und Heilsversprechen, ideologischen Idealkonstruktionen von Mensch und Gesellschaft. Sie haben das irdische Leben und den Alltag der Menschen Jahrhunderte lang für sich in Haftung genommen und in Bann geschlagen...