Gemeinsames Wirtschaften lernen - auch mit Geld - um Ressourcenumgang zu üben

Bild des/r Benutzers/in Fritz Letsch

Manchmal werden mir die IdealistInnen zu viel, die mit aller Innigkeit das Paradies ab Einführung des Grundeinkommens oder Abschaffung des Geldes in aller Liebe verkünden.

Bin ich schon so kapitalverbogen, dass ich an den Sinn gemeinsamen Wirtschaftens glaube, auch wenn mir Viele erklären, dass das nicht gut geht?

Ich habe einige Projekte im Aufbau scheitern gesehen, wo es um Geldfragen ernst wurde, aber dann fehlten auch klare Grundlagen. In der Beratung von entwicklungspolitischen Projekten sind die Hindernisse jeweils auch Aufgaben, die zu bewältigen sind, und sogar ungehörige Zölle sind zu bewältigen.

Genossenschaften sind ein gutes Training für echte Zusammenarbeit, Vereine oft ein schlampiges Modell, es anderen zu überlassen, oder wie siehst du es?

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Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Ralph Ritter

Ureigenste menschliche Charaktereigenschaften Neid, Geiz und Gier, gepaart mit der Intelligenz, die weit hinter den eigentlichen Möglichkeiten des menschlichen Gehirns zurückgeblieben ist! Diese Kombination finden wir leider heute immer noch all zu häufig vor. Das sind für mich die wahren Hemmnisse für genossenschaftliches und kooperatives Denken und Handeln.

Wenn ich hier auf dem Lande im tiefsten Osten mit 30 Jahren flächendeckender Genossenschaftserfahrung dies so sage, dann hat das seinen Grund. Hier muß eine wirkliche (nicht von Oben verordnete) Transition im Kopf passieren, verbunden mit vielen kleinen "Tricks", die die Aktivisten vor Ort erkunden und anwenden müssen, ohne daß ihnen auch nur einmal das Wort "Genossenschaft" über die Lippen kommt.

Mit den kleinen Tricks meine ich: kleine und manchmal ganz banale Aktivitäten anregen, bei den interessierte Menschen der Dorfgemeinschaft wieder in Kontakt treten können und so kann villeicht hier nach einer gewissen Anlaufphase eine Eigendynamik entstehen, z.B.:

- Tauschmarkt als Wochenmarkt mit selbst produzierten Produkten;

- Handarbeitskreise "Jung lernt von Alt" oder so ähnlich (Manufakturen);

- Einrichten eines kleinen Ladens "Waren des täglichen Bedarfs"; 

- gemeinsames Kochen und Backen; 

Aber bei den selbst hergestellten Produkten darf ein allgemeingültiger und feststehender Wertmaßstab nicht fehlen, sonst wird die Tauscherei zu kompliziert und unübersichtlich. Wenn man nicht mit Heller und Pfennig rechnen will, dann eben mit Zeiteinheiten.    

Bild des/r Benutzers/in Karen Neumann

ha, das mit den Vereinen seh ich ebenso und mit den Genossenschaften tät ich gern probieren :-)

... und ich glaub auch an gemeinsames Wirtschaften !!!

 

liebe Grüsse

Karen

Bild des/r Benutzers/in Thomas Eikerling

Was ist für euch gemeinsames Wirtschaften anderes als eine Verständigung über die Befriedigung (und wie man sie erreicht) individueller und gemeinschaftlicher Bedürfnisse?

Ich habe "Gemeinsame Ökonomie" in der Kommune Niederkaufungen erlebt: intern bedeutet das die Abschaffung des Aufrechnens.

Problematisch wird es für die Gemeinschaft, wenn sie wirtschaftlich (allein) auf der Vermarktung basiert, weil dann der ökonomische Druck direkt auf das Soziale und (Zwischen)menschliche wirkt.

Grundsätzlich finde ich: jede/r sollte das ausprobieren, was ihm/ihr entspricht - Hauptsache es wird überhaupt praktisch versucht. Da finde ich TT spannend, weil es kein theoretisches Weltverbesserungskonzept ist. Die Erfahrungen sollten wir uns dann gemeinsam anschauen.

Bild des/r Benutzers/in Freimut Hennies

Lieber Fristz,

Du sprichst mir aus der Seele.  Auch ich kann nicht glauben, das wir durch formale Verbesserungen alleine etwas Grosses bewirken werden. Der Wandel besteht aus vielen kleinen Schritten - wo er für den einzelnen hinführt, wird ganz unterschiedlich sein.

Was Genossenschaften angeht, so macht das deutsche Recht diese relativ aufwändig und damit teuer. Und Sie sind trotzdem keine Garantie für eine echte Zusammenarbeit. Welche Form eine Zusammenarbeit, ein gemeinsames Wirtschaften haben muß, sollte man ganz schlicht hinterfragen, ob es für das Projekt und die Gemeinschaft einen echten Vorteil bringt. Die beste Form ist immer die, die den Zweck mit einem möglichst geringen Overhead erreichen hilft.

Es kommen für mich nucht nur Vereine oder Genossenschaften als mögliche Rechtsformen in Frage - wenngleiche diese ein ziemlich einfaches Einstiegs- und Ausstiegsmodell besitzen. Es sind für mich durchaus auch Formen von Personen- oder Kapitalgesellschaften für gemeinsames Wirtschaften denkbar. Auch über eine Stiftung lohnt sich nachzudenken, was z.B. am Beispiel der Ölmühle von Konstantin Kirsch bei Hünfeld deutlich wird.