Gemeinschaftliche Lösungen zum Energieerzeugen und Energieverbrauch reduzieren

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Hallo zusammen,

Toni Dingl hat es in einer Nachricht zum Thema Energiegenossenschaften bereits angesprochen und auch im Beitrag zum Thema Zusammenschluss von Energieverbrauchern taucht die Frage auf, wie sich Energieerzeugung und Energieverbrauch gemeinschaftlich organisieren lassen. Mit einer Gruppe aus dem Kurs Projektentwickler für Energiegenossenschaften arbeite ich gerade an der Frage, wie sich beides in Form einer "weniger Energie-Genossenschaft" verbinden lässt. Bisher schwebt uns vor, für einen dauerhaft günstigen Strombezug Photovoltaikanlagen mit Fokus auf Eigenverbrauch zu realisieren und gleichzeitig Überschüsse nicht an die Mitglieder auszuzahlen, sondern in Form von Energiesparmaßnahmen "rückzuvergüten". Wenn das Konzept steht, werde ich hier mehr dazu berichten.

Ein anderer Ansatz wird derzeit in Oldenburg verfolgt: Durch Rückkauf der Netze durch eine Energiegenossenschaft ( OleGeno ) sollen daraus anfallende Gewinne in Energiesparmaßnahmen investiert werden.

In Hamburg formiert sich mit KEBAP gerade eine Genossenschaft, die durch Nahwärmeversorgung in der Innenstadt in Kombination mit urbanem Gärtnern und Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten den Resilienzgedanken in die Großstadt transportieren will.

Fallen euch noch weitere Ansätze ein, die Energieerzeugung und ggf. Verteilung selbst in die Hand zu nehmen und mit möglichen Einnahmen eine resilientere, energieärmere Gemeinschaft zu etablieren?

Gruppenzugehörigkeit: 

Kommentare

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Hallo Krishan,

dazu fällt mir nix Konkretes, sondern nur angedachtes ein. Die von Dir erwähnten Beispiele find ich auch bedenkenswert. Bei uns in der Stadt hat sich jemand ein BHKW in den Keller gestellt und heizt über ein Nahwärmenetz seine Nachbarn mit.

Darauf aufbauend entstand die Idee, genossenschaftlich Energie zu erzeugen (PV, KWK, Wind) und Strom / Wärme an Genoss_innen abzugeben (umgeht nach meinen Infos die EEG Umlage) und zwar gestaffelt nach Energieeffizienz der bewohnten Einheiten: je effizienter, desto günstiger die kWh, als Anreiz zu Sparmaßnahmen. Überschüsse könnten z. B. in den Ausbau der Anlagen und Speicher sowie in Förderung sozial Benachteiligter fliessen.

Ein weiterer Ansatz ist der Aufbau von Windkraft- und PV Parks durch die Kommune, die Stromkontingente, z. B. 500 kWh / Joahr an Bürger_innen zu Gestehungskosten abgeben könnte. Ab dieser Marke würde dann Strom viel teurer werden und die Stromkund_innen so zum Sparen angeregt.

Wir diskutieren noch. Berichte mal, wie es bei Euch gelaufen ist (auch die verworfenen Ideen)

Gruß

kodi

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Nachtrag:

Eine Idee war es noch, dass, soweit wie Laien möglich, auf einer Internetplattform Dämmgemeinschaften gebildet werden könnten. Gemeinsamer Baustoffeinkauf ist noch das geringste. Kellerdeckendämmung, vorbereitende Aufgaben etc. könnten nach Fertigkeit bzw unter Anleitung auch vorgenommen werden. Am besten Vorsatzschale und Ausblasen bzw Hanf/Schafwolle) . Jedenfalls nicht Styropor, ist in der Handhabung nichts für Laien und mE ökologisch bedenklich.

Nicht ganz ernst gemeintes Motto: Wie du mir, so ich dir ;-) (oder im Dominoprinzip: wie ich Dir geholfen habe, kannst Du jemand anderem helfen)

LG

kodi

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Die Nutzung von billigem Erdöl hat es uns auch ermöglicht Energietechniken zu entwickeln,  die uns nach dieser Zeit, also in der Zeit des teuren Erdöl und der Erdölersatzprodukte nicht verlorengehen müssen. Die Betrachtung einer finanziellen Wirtschaftlichkeit wird häufig dazu genutzt das Gesamtbild zu verzerren. Werden wir unseren Energiebedarf in Zukunft selbst, dezentral und für kleinmaschige Netzte  erzeugen so folgt daraus, dass der kommerzielle Energiemarkt, der sich an private Haushalte wendet, logischerweise zusammenbricht und dass nur ein Wachstumsmarkt für den Verkauf und die Wartung von Stromerzeugungsanlagen übrig bleibt. All dies hat Herrmann Scheer in seinem Vortrag zum Thema Energieautonomie auf der Konferenz "Voller Energie 2010" sehr gut dargestellt. Es ergeben sich also zwangsläufig die Gruppen welche die Energiewende nutzen,  fördern oder dagegen strömen.

Ökostromtarife fremder Unternehmer sind dafür gut etwas aus ökologischer Sicht zu bewegen, aus ökonomischer Sicht ändern sie nicht ausreichend an der etablierten Situation des Wachstumszwangs. Die Energietechniken für die industrielle Erzeugung sind bereits da und werden stärker forciert, weil es dort durch Abhängigkeiten der Verbraucher Geld zu verdienen gibt. Auch hier lässt sich ohne Bösartigkeit sagen: Das System versucht sich selbst zu erhalten.

Es gilt den Wandel für den Einzelnen durch den Einzelnen umzusetzen. Das bedeutet für jeden von uns sich anders zu verhalten und Gelder aus dem Energiekauf herauszuziehen und in eine lokale Produktion mit Besitzrechten fließen zu lassen. Sparst du also im ersten Schritt Energie, stecke das daher gesparte Geld im nächsten Schritt in den Kauf eigener Energieanlagen deiner lokalen Gemeinschaft. Hier macht Energiesparen rundum für beide Seiten Sinn. EnergieRente wäre ein Stichwort.


Im September 2012 fand in London - Battersea die Transition Network Confenrence statt. Dort haben sich Teilnehmer in einer Gruppe entschlossen, anschießend an einem Workshop How to set up a community Energy Workshop, eine europaweite Energiegenossenschaft ins Leben zu rufen.


Sie soll mit vielen Stimmen aus Europas Ländern ein Gegengewicht zur rein industriellen Vermarktung in der Energiewende schaffen und neue alte Abhängigkeiten verhindern. Eine Initiativgruppe ist bereit zusammen mit Vertretern aus verschiedenen Ländern Europas die Ziele zu formulieren und eine Satzung zu erarbeiten. Die deutschen Vorreiterposition im Bereich des (Energie)Genossenschaftswesens, der Energieeffizienz und der Erneuerbaren Energietechniken wurden sehr gelobt und es wird nun von allen Seiten Mithilfe erwartet, die angedachte europäische Energiegenossenschaft aus deutschen Landen aktiv zu unterstützen. Als Projektentwickler für Energiegenossenschaften würde ich mich freuen hier  auf der deutschsprachigen TT D/A/CH - Seite ein paar Mitstreiter zu begeistern und die nächsten Schritte in einer Gruppe zu entwickeln.

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Hier habe ich den Report über Bildung der Initiativgruppe bei der Transition Network Conference 2012 hochgeladen. Er liegt in drei Sprachen vor.

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Hier der Report in den Sprachen deutsch, englisch, spanisch:

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Hallo Udo,

wir haben hier bei uns vor Ort soviele dicke Bretter zu bohren, dass wir ausser lokal handeln nur global denken (aber eben nicht noch zusätzlich handeln) können. Da schauts glaub ich im ländlichen Bereich und im Süden des Landes inzwischen ganz anders aus. Vllt kann jemand aus einer der 100% EE Kommunen einsteigen? Viel Erfolg bei Deiner Mission. Wollt Ihr das Projekt hier im Forum öffentlich besprechen?

LG

Ken

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Hallo Ken, ich kann dich dahingehend beruhigen, dass 'dicke Bretter bohren' auch hier im ländlichen Raum und im Süden eine der Standardaufgaben ist. Ich denke das wir den Wandel nicht nur differenziert angehen sollten, sondern auch integrierend. Sagt dir Plan-B der Wissensmanufaktur , einem Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik etwas ? Ich möchte dazu beitragen eine europaweite Energie - Bewegung in Bewegung setzten und das von unten. Wenn, dann sollten wir es im permakulturellen Sinne angehen und mehrere Aspekte integrieren. Daher wäre meines erachtens eine Europäische Energiegenossenschaft als Basiseinrichtung zur autarken Eigenförderung durch die Bürger im Bereich Energie zu verstehen.  Im Sinne " Einfälle statt Abfälle " für die lokale Ebene und nicht als so etwas wie eine Dachorganisation für das Erwirtschaften von Renditen über industrielle Energieproduktion. Relativ betrachtet haben wir als Dach unsere demokratische Grundordnung. Woran derzeit gearbeitet wird sind die Verbindungen an der Basis. Von meiner Seite aus möchte ich das Projekt gerne öffentlich im Forum besprechen. Möchte dazu eine Gruppe " Initiative Europäische Energiegenossenschaft (EECOOP) einrichten und dort weitere Diskussionen anregen....

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Hallo Udo, kannte bisher weder die Wissensmanufaktur noch Plan B. Wird ein wenig dauern bis ich das Video und die ubrigen Infos durch habe.

Deine vorgeschlagene Diskussionsgruppe finde ich spannend.

LG

Ken

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Hallo Udo, das mit europäischen Dachgenossenschaft ist ja eine spannende Entwicklung, die so ähnlich gerade auch national stattfindet: Burkhard Flieger von der Innova eG versucht gerade hierzulande mit anderen ein art Dachgenossenschaft für Energiegenossenschaften aufzubauen, die den Gründungsprozess wesentlich erleichtern soll. Geplant und teilweise schon umgesetzt sind auch Verbünde in den Bundesländern, z.B. LaNEG e.V. in Rheinland Pfalz. Die Zeit drängt, denn die Energieriesen haben das Thema für sich entdeckt und versuchen es zu vereinnahmen und zu kontrollieren. Prominentes Beispiel: Die EnBW hat in Baden Württemberg eine art Franchise-System für Energiegenossenschaften und einen Dachverband gegründet (Verband Bürgerenergiegenossenschaften BW) und hat sogar versucht den Namen "Büergernenergiegenossenschaft" für sich schützen zu lassen.

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Danke für die Ideen, das Projekt solltet ihr auf jeden Fall weiter verfolgen! Allerdings gibt es da ein paar rechtliche Fallstricke: Die Befreiung von der Umlage greift meines Wissens nur, wenn der Nutzer die Anlage (mit)besitzt. Die Beteiligung an einer Genossenschaft reicht jedoch nicht, da die die eG als eigene Juristische Person gesehen wird (bei einer GbR ist das womöglich anders) zudem muss die Versorgung über ein eigenes Netz in "unmittelbarer räumlicher Nähe" erfolgen. Das sind wohl je nach Bebauungsdichte ca. 4-8 km. Die  Heidelberger Energiegenossenschaft arbeitet allerdings derzeit an verschiedenen Lösungen zu dem Thema, vielleicht könnt ihr euch sonst an die wenden.

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Hallo Krishan, ja es ist eine sehr interessante Entwicklung. Ich stehe mit Burghard in Kontakt und es ist gut dass an vielen Stellen sich einzelne Zellen bilden, die zu Organen zusammen wachsen. Wir stehen auch mit der  RESccop 202020 aus Belgien in Kontakt. Die Inititative zur Europäische Energiegenossenschaft (EECoop) ist allerdings nicht als Dachgenossenschaft zu verstehen sondern als Versuch eine "Crowd" - Genossenschaft zu realisieren. Derweil sind wir auf Google+ als Community Software umgestiegen und diskutieren die Initiative zur Gründung der EECoop international auch mit Anreinerstaaten der EU. Wenn du Interesse hast kannst du gerne an den Diskussionen teilnehmen: https://plus.google.com/u/0/communities/112982441619226716879 Für den Deustchen Verteiler der EECoop such ich noch Engagement.

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Hallo Krishan, Udo,

bei uns in Bremen versucht der BUND (auch niedersachsen- und bundesweit) eine Art Dachgenossenschaft mit denselben Zielen zu etablieren. Ist allerdings noch nicht klar, wie die erforderliche Stelle finanziert wird. Bitte gebt kurzfristig Bescheid, wenn Ihr neues wisst, damit nicht unnötig Parallelstrukturen aufgebaut werden und die Kräfte gebündelt werden können.

Gruß

kodi

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Es gibt einen Ansatz, der im Rahmen der Europäischen Energiegenossenschaft (EECoop) angegangen werden soll. Er handelt um den Aufbau von lokal-geschlossenen Wirtschaftskreisläufen mit Regionalgeld zum Ansporn für Energieeffizienz.

https://plus.google.com/u/0/communities/112982441619226716879

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Hallo Kodi, könntest du es nicht erreichen, dass jemand aus Oldenburg vom BUND als Abgesandter an der Initiative zur EECoop teilnimmt ? Es macht keinen Sinn wenn alle Inittiativen aus Europa sich in Oldenburg melden. Gerade dafür sind doch die übergeordneten Ebenen da. Die EECoop soll eine Bürgergenossenschaft werden. Es wird beispielsweise gerade diskutiert die Geschäftsanteile auf 10,- EUR anzusetzen, damit auch jeder EU Bürger problemlos anteil nehmen kann. Fördermitglieder wie Genossenschaften oder andere demokratisch geführte Energiegesellschaften (ein Mensch eine Stimme) werden einen anderen Beitrag leisten können und sollen beispielsweise in die Struktur der Informationsverteilung eingebunden werden. Wirkliche Energieprojekte sollen nach wie vor auf der lokalen Ebene durch lokale Energiegenossenschaften realisiert werden. Die EECoop fungiert dabei hauptsächlich als Werbeträger und vor allem als Förderer von Initiaitven im "Start-Up Gap" der Finanzierung von Projekten. "Einfälle statt Abfälle" ist hier das vorgeschobene Motto und nicht möglichst große industrieanalgen wie Mega-Windparks etc.

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Ich hab eigentlich keinen Kontakt zum BUND Oldenburg, kann aber die Bremer mal darauf hinweisen.

Gruß

kodi