Regionalwährung HIndernisse

Bild des/r Benutzers/in kodi

Hallo, eine Frage in die Runde von einem Unbedarften:

Wir wollen unserer zwar vorhandenen aber in weiten Kreisen leider nicht akzeptierten Regionalwährung auf die Sprünge helfen und haben uns auf der Suche nach Unterstützung auch an unser Rathaus gewandt. Von dort hieß es nun, dass solange nicht geklärt sei, wie die mit Regionalgeld gezahlte Mehrwertsteuer nach Berlin an den Bund abgeführt werden könne, keine Hilfe (lies: heftiger Widerstand) zu erwarten sei.Ausserdem: Mit dem Regionalgeld müsste die Stadt / das Land, sobald sie selbst das Geld erhält (um keine Verluste zu erleiden) zeitnah Dienstleistungen einkaufen und wäre in ihrer Haushaltung eingeschränkt.

Was für Ideen oder Erfahrungen habt Ihr? Wie kann das Problem umgangen werden? Problem 2 sehe ich nicht wirklich. Bei ausreichender Akzeptanz der Währung und vorausschauender Haushaltung sollte das machbar sein. Ausserdem könnten die Gehälter städtischer Angestellter/Beamt_innen bei entspr Vereinbarung zumindest anteilig mit Regionalgeld gezahlt werden, oder?

Liebe Grüße

kodi

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Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Norbert Rost

Hallo Kodi.

Ich würde nicht ausgerechnet beim Rathaus anfragen, wenn es um Erweiterung der Regiogeld-Akzeptanten geht. Kommunen haben leichte Ausreden: Bargeldhaltung wird ungern gesehen (hat euer Regiogeld ein Kontensystem?), die "Kosten des Geldverkehrs" sind schlicht vorhanden - nur eben etwas anders strukturiert als bei einer "normalen Bank".

Umsatzsteuer muss eine Kommune meines Wissens gar nicht zahlen, also entfällt dieses Argument, wenn ihr die Kommune als normalen Akzeptanten haben wollt. Vor dem Problem, dass das Finanzamt kein Regiogeld akzeptiert, stehen auch alle Unternehmer. Unsere Ansage ist dann immer: Steuern zahlen mit Euro, Regiogeld-Einnahmen einfach anderswo ausgeben. Ja: Mitarbeiter der Stadtverwaltung könnten freiwillig Anteile in Regiogeld akzeptieren, aber das ist ein vergleichsweise großer Schritt.

1. Erfahrungen mit Kommunen im Akzeptanten-Netzwerk hat der Talente-Tauschkreis Vorarlberg sowie der Chiemgauer. Achtung bei Anfragen: Beide Organisatoren kriegen viel zu viele Anfragen.

2. Fragt lieber an, ob die Kommune nicht darüber nachdenken will, das Regiogeld als Instrument im Rahmen der Wirtschaftsförderung zu nutzen: regionale Kreisläufe schließen, Bestandspflege, Marketing. Setzt voraus, dass es sowas wie eine Wirtschaftsförderung gibt und die nicht nur "Ansiedlungspolitik" machen will.

Die Kommune selbst als Akzeptanten im System zu haben sollte besser sehr punktuell erfolgen: Beispielsweise bei kommunalen Schwimmbädern oder in der kommunalen Bibliothek oder was es noch für einzelne Angebote gibt. DORT solltet ihr dann direkt anfragen.

Gruß.

Norbert

Bild des/r Benutzers/in Freimut Hennies

Hallo Kodi,

nicht nur die Kommunen haben ein Problem mit Bargeldhaltung in Regiogeld, sondern auch Unternehmen. Da kann es nämlich passieren, das das Finazamt plötzlich feststellt, das ein Unternehmen mehr Bargeld vorhält als früher (nämlich das Regiogeld) und daraus ein Problem macht.

Wir haben grundsätzlich beim Regiogeld immer mit dem Henne-Ei-Problem zu tun (ohne ausreichend Unternehmen machen nur wenige Bürger mit und umgekehrt). Um das zu überwinden braucht es eine starke gemeinsame Vision de Teams, wie die Region mit einem erfolgreichen Regiogeld aussehen wird, Und es ist gut, von den erfolgreichen Geldern zu lernen.

Was aus meiner Sicht den Chiemgauer erfolgreich gemacht hat, waren drei Faktoren:

- eine vorhandene und noch relativ intakte regionale Identiät

- ein Team, das eine klare gemeinsame Vision hatte

- und die Idee der Vereinsförderung (anfangs Förderung der Walldorfschule in Prien und die in hohem Maße mit der Schule verbundene Elternschaft)

Wie es bei euch mit der regionalen Identität aussieht, ist etwas, was ihr nicht beeinflussen könnt. Darauf könnt ihr bauen oder eben nicht.

Wohl aber könnt ihr an der Vision arbeiten und diese auch ausstrahlen. dafür gibt es gute Methoden. ich nenne hier jetzt nur mal DragonDreaming als Beispiel

Das Wesen der Vereinsförderung ist, das Menschen sich verpflichten, regelmäßig eine Betrag zu tauschen und bestimmen können, welche Organisation einen kleinen Teil des Betrages (i.d.Regel 2-3%) bekommen. Finanziert wird das durch aus dem Abschlag beim Rücktausch, also meist durch die Unternehmen.

Wenn ihr nun einen oder zwei Vereine oder Organistaionen mit vielen Mitgliedern dafür gewinnen könnt, bei ihren Mitgliedern dafür zu werben, dann habt ihr einen größeren Kreis von Bürgern und mehr Regiogeld im Umlauf. Das zieht dann auch wieder bei Unternehmern als gutes Argument mitzumachen. Und wichtig ist es dann, gezielt Unternehmen anzusprechen, die Lücken in den Kreisläufen schliessen und auf waches Auge auf die Unternehmen zu haben, bei denen sich das Regiogeld ansammelt.

Wer glaubt, bis zum Start eines Regiogeldes ist die meiste und schwierigste Arbeit zu leisten, ist auf dem Holzweg. Regiogeld fängt erst nach dem Start an, richtig Arbeit zu machen. Und dann mit Gewahrsamkeit, Motivation und Wertschätzung immer dabei zu sein, ist die eigentliche Herausforderung.

Herzlichen Gruß

Freimut

Bild des/r Benutzers/in Udo Wierlemann

In der Regel wird es mit der Umsatzsteuer so gehandhab, dass sie einfach in der gültigen Währung abgeführt wird. Das bedeutet schlicht, dass Unternehmer neben der Regionalwährung auch in Euro Einnahmen erzielen, die sie für die Steuern verwenden können. Also braucht ihr einen offiziellen Umrechnungskurs eures Regionalgeldes zum Euro.

Bild des/r Benutzers/in Rainer Blütenreich